
Montag, 20. Februar 2023
Das war "Hört uns bitte mal zu!"
EIN PLÄDOYER FÜR MEHR AUFMERKSAMKEIT
Die Theaterfachklasse der MJKS zeigte am Wochenende vom 17. bis zum 19. Februar im Theater im Schlosskeller ihr berührendes Stück "Hört uns bitte mal zu!"
Eingesperrt in einem Raum - als Teil eines Experiments - sitzen sich acht junge Menschen gegenüber. Sie sind einer Einladung gefolgt, sich mit ihren Problemen einer Therapeutin anvertrauen zu können. Doch allein unter sich beginnt ein berührendes Kammerspiel in deren Folge durch Vertrauen und offene Ohren jede/r seine Geschichte erzählen kann.
Kein fertiger Text, keine vorgegebene Handlung - bei der Begrüßung des Publikums erläuterte Birgit Hein, Leiterin der Theaterfachklasse, was genau eine 'Eigenproduktion' bedeutet, denn das ist 'Hört uns bitte mal zu!'
Charaktere, Handlung, Geschichte und Inszenierung lagen in den Händen der neun Schauspieler:innen im Alter von 15 und 25 Jahren: Jana Baumann, Alina Bosche, Philipp Buch, Tobias Essig, Aurelia Glaser, Saskia Leopold, Elisaveta Ostrovskich, Alina Seider und Nora Veress. Bei den Proben haben sie in vielen Gesprächen gemeinsam mit Birgit Hein und der angehenden Theatertherapeutin Ines Möritz das Stück erarbeitet. Durch die Corona-Pandemie immer wieder unterbrochen, haben sie es gewagt und geschafft, mit Mut und Durchhaltevermögen das Stück am Ende auf die Bühne zu bringen.
Eine beeindruckende Leistung ob der Intensität, Authentizität und Tiefe der hier erzählten Erlebnisse und Geschichten, die jeder der acht zu ‘ therapierenden‘ jungen Menschen im Wechsel im Spot des Scheinwerferlichts in diese Runde bringt. Zuerst zögerlich beginnt die Vorstellung mit Namen und dem eigenen Grund für das Erscheinen. Schlagwörter fallen: Tick, Beziehung, Trauma, Kontrolle, Schulleitung, Tod, Junge, Seelenverkauf - das Spektrum ist groß und spätestens an diesem Punkt des Abends wird dem Publikum die Intensität dieses Theaterstückes bewusst.
Oft sind die Erwachsenen: Eltern, Lehrerinnen, Lehrer und andere Kontaktpersonen Thema im Leben der Jugendlichen, denen es aus ihrer Sicht oftmals an Verständnis, Einfühlungsvermögen, Respekt vor den eigenen Grenzen und einfach dem Willen zum ‘Zuhören‘ mangelt.
Es braucht nicht viel in dieser Inszenierung. Stühle, Licht und eine Leinwand, die Videos als zusätzliche Erzählform zeigt – mit Szenen vom Ankommen der Jugendlichen im Therapieraum, den Erläuterungen zum ‘Experiment‘ aus Sicht der Psychologin und zum Ende ein Blick in das ‘Danach‘. Hoffnung auf eine positive Zukunft haben die meisten – wenn auch nicht alle.
Nachdenklich bleibt man am Ende zurück – gerade als erwachsene/r Zuhörerin und Zuhörer.
Liegt es doch maßgeblich auch mit an uns die Stimmen der Kinder und Jugendlichen zu hören, ihnen Raum, Freiheiten zur Entwicklung, Schutz und ein offenes Ohr zu geben.
Dieses Plädoyer ist angekommen.
Danke an unsere großartigen Schüler:innen der Theaterfachklasse!
Foto: Hannes Keller / Agentur Keller
Hier kommt ihr zu unserem Bericht in der Nürtinger Zeitung / Ausgabe vom 22.02.2023